2013
Elbe Klassik. Die frühe im Jahreskalender. Nun, mit dem Termin Ende Mai sollte es eigentlich schon etwas früh-sommerlich sein. Eigentlich. Und die schönen Bilder von Sönke Hucho im Yacht-Classic lassen im Vorfeld Lust auf mehr aufkommen.
Am Freitag schnell noch ins Internet. Winderfinder verheißt nichts Gutes. Also zu wetteronline. Graus. Was sagt dwd? Wir genießen am Freitag abend die kurze Fahrt nach Brunshausen mit froher Runde im Cockpit, bis die Kälte durch alle Pullover durch ist und die wärmende Koje ruft.
Der Morgen beginnt pünktlich um 9 Uhr mit ersten Regentropfen. Es ist kalt mit mäßiger Brise. Thema Nummer 1 am Steg: das Wetter. Man ist sich einig, nur Gewitter mit Hagel und Sturm wäre noch übler; insofern ist es doch gar nicht so schlecht. Manchmal muss man sich den Tag auch mal schön reden.
Segler klassischer Yachten sind offenbar wie ihre Schiffe: aus hartem Holz geschnitzt. Am Treffpunkt Twielenfleth Reede sind wir plötzlich nicht mehr die einzigen auf dem Wasser. Aus dem Dwarsloch schiebt sich ein Holzmast, elbab kommend schälen sich bekannte Segel aus der trüben Suppe, und jetzt – kurz vor Niedrigwasser – sogar aus der Lühesander Nebenelbe. Der Blick wandert von Boot zu Boot, soweit es der tief ins Gesicht gezogene Südwester gerade zuläßt. Es ist der große Bogen der reviertypischen Yachten zusammengekommen: KR-Schiffe, Jollenkreuzer, Folkeboot. Leicht dezimiert ist die Meldeliste doch. Es fehlen zudem die offenen Jollen, bei dem Wetter kein Wunder. Oder lockte der abendliche Fußball? Voll Wehmut schweifen die Gedanken in den heimischen Keller. Dort aufzuräumen wäre jetzt auch nicht die schlechteste Alternative.
Die Wolken hängen bis aufs Wasser. Der morgendliche Nieselregen ist inzwischen in handfesten Landregen übergegangen. Das Führungsboot „FEEN“ – Vertenskreuzer KARO 2 – sammelt das Feld ein und bringt uns zunächst an die Kreuz elbab. Erste Drucker führen zu Vorsegelwechseln. So sind jetzt zwei Beisegel naß. Zu unser aller Glück schätzt man auf „FEEN“ die gefühlte Lage richtig ein und wendet mit beginnendem Stauwasser den Bug gen Hamburg. Bei der Frage des „first ship home“ muß sich Dauergewinner „Gandalf“ zur Abwechslung mal mit einem dritten Platz zufrieden geben und den Wanderpreis später an „Cirrus“ weiterreichen.
Im scharfen Knick geht es vorbei an den Resten des alten Bunkers in den Rüschkanal, wo in gelbem Ölzeug fuchtelnde Arme den Platzeinweiser geben. Vor Nässe triefend und durchgefroren hebt sich die Laune erst wieder an Land. Statt stimmungsvoller Runde in der Bootshalle steht das pik-saubere und beheizte Clubhaus unseres Gastgebers, des FVFH offen. Was für ein heimeliger Ort! Ein improvisiertes Zelt auf der Terrasse läßt den Grill nicht verlöschen. Es regnet die Nacht durch.
Als es am Sonntag auf einmal trocken wird, können wir vermelden, es habe ja schließlich nur einmal geregnet. Auf uns wartet eine schöne Kreuz mit langen Beinen zurück nach Wedel. Vorbei an prachtvoller Kulisse der Elbvororte. Die Baumfock ist gerade richtig und: alles im trockenen. Doch kaum ist das Boot fest, bleibt Petrus sich treu und dreht erneut die große Brause an. Wir vermerken, es hat an dem Wochenende zweimal geregnet. Diese Zeilen entstehen zu Hause, in einer warmen Wohnung mit ausgebreiteten Segeln in den Zimmern und Ölzeug auf allen Stuhllehnen.
Schöne Wanderpreise gibt es wie immer. Nachzulesen auf elbe-klassik. Zudem Sonderpreise von „Elbesegel“, die unter den im Hafen liegenden Teilnehmern verlost werden. Eigentlich hätten alle einen Preis verdient, die teilgenommen und durchgehalten haben.
Großer Dank an unsere Sponsoren und an unseren Gastgeber! Nächstes Jahr ab Hamburg, aber bitte mit besserem Wetter!
Ulrich Körner